Ich ignoriere es – ergreife die Initiative – stelle die erste Frage und schiele beiläufig auf den Schreibtisch meines Gegenübers. Tablet und Smartphone liegen griffbereit auf der Tischplatte aus poliertem Edelstahl. Natürlich bleiben meine Blicke nicht unbemerkt. Und obwohl die Frage nicht gestellt wurde, sage ich: „Es mag sein, dass Notizen mit einem Tablet oder Smartphone schneller erfasst und weiterverarbeitet werden können. Stift und Papier helfen jedoch dabei, einfacher, fokussierter und kreativer zu arbeiten. Außerdem hinterlassen analoge Werkzeuge eine persönliche Note, die in der digitalen Kommunikation oft fehlt.“
Erstaunliches Comeback im digitalen Zeitalter
Während des Interviews mache ich zahlreiche Notizen auf meinem Block. Mein Interviewpartner beobachtet mich neugierig und scheint nachdenklich zu werden. Dann sagt er: „Im Laufe unseres Gesprächs wird mir klar, welche Vorteile das Schreiben von Hand im digitalen Zeitalter hat. Gerade in einer Welt, die von ständiger Digitalisierung und Informationsflut geprägt ist, kann analoge Technik eine wohltuende Abwechslung und einen wertvollen Fokuspunkt bieten. Stellen Sie sich vor, ein Handwerker würde versuchen, einen Nagel mit einem USB-Stick einzuschlagen. Unmöglich! Dazu werden noch jahrzehntelang Hämmer aus unserer Werkzeugschmiede verwendet.“ Ich nicke und entgegne: „Für Journalisten, die ihre Kreativität, Produktivität und Fokussierung verbessern möchten, ist das Schreiben von Hand noch immer ein wertvolles Werkzeug.“
Zurück in der Redaktion erfolgt das Einscannen meiner Notizen, die anschließende, automatisierte Texterkennung sowie die Umwandlung der Aufschriebe in editierbare Text-Dokumente. Das alles ist Routine für mich und auch mein kleines Geheimnis. Doch eine Frage bleibt: Ist das Schreiben von Hand ein Auslaufmodell oder erlebt es im digitalen Zeitalter gerade ein Comeback?