Diese Geschichte beginnt genau genommen bereits am Donnerstag. Herrchen ist schon nach dem Frühstück irgendwie anders als sonnst. Aufgeregt rennt er zig Mal vom Büro in den Flur und wieder zurück um allerlei Gerätschaften in seiner Reisetasche zu verstauen. Wau, ich sage Dir, ich hasse diese Tasche. Immer wenn das schwarze Ding im Flur steht verschwindet Herrchen ohne mich und kommt manchmal erst Tage später wieder nach Hause. Oft nimmt er sogar Frauchen mit. Solche Tage sind die Hölle, denn die Gefahr den Futternapf nicht pünktlich gefüllt zu bekommen steigt dann wirklich dramatisch...
Ok, allein mit den Teenies im Haus zu sein ist eine Sache. Die andere und wesentlich schlimmere ist jedoch, dass sich die Jugendlichen so gut wie nie an meine Fütterungszeiten halten. Was bleibt Hund also anderes übrig, als Eigeninitiative zu ergreifen oder sich auf die eigene Nase zu verlassen. Und so lege ich notgedrungen einen ausgeklügelten Plan zurecht: Ich beschließe, mich beim nächstbesten Spaziergang im Pfotenumdrehen aus dem Staub zu machen. Das ist einfacher als Du glaubst, denn die Teenies tippen ohnehin pausenlos auf ihren Mobiltelefonen herum und achten nicht im Geringsten darauf ob ich beim Gassi gehen vor oder hinter ihnen trotte. Und so kommt meine Chance schneller als gedacht. Als wir in meinen Lieblingsfeldweg einbiegen, nehme ich allen Mut zusammen und mache mich heimlich aus dem Staub.
Geschafft! Wie vermutet scheint meine Begleitung nichts bemerkt zu haben, also renne ich so schnell es geht weiter – rüber zur frisch gedüngten Weide. Du musst wissen, nur dort riecht es so verlockend, dass ich sicher bin, irgendwo einen besonderen Leckerbissen zu finden. Ein letzter kontrollierender Blick nach hinten. Die Luft ist rein! Nichts und niemand kann mich jetzt noch stoppen!
Ich komme, du süßes und sorgloses Hundeleben! Übermütig stürze ich mich ins Vergnügen. Ich krieche, renne und suhle mich im fantastisch riechenden Gras, dass es eine Wonne ist. Du glaubst mir nicht? Das solltest Du aber, denn es gibt wenig Schöneres, als den Geruch frischen Dungs im Fell und die Nase im Wind zu haben. Und mindestens ebenso beachtenswert ist das zarte Geräusch der aufbrechenden Dungkruste, wenn Hund bäuchlinks durch Gräser und Wiesenkräuter robbt. Herrlich!
Doch wie so oft sind die schönsten Augenblicke des Lebens nur von kurzer Dauer. Gerade als die Fellpflege am meisten Spaß macht, und nur wenige Sekunden bevor ich das mutmaßliche Leckerlie im Dungparadies aufspüre, ist die Gaudi vorbei. Fairerweise verrate ich nicht, wer von den Kids mit mir unterwegs ist – nur so viel: Meine Leibgarde bleibt abrupt und mit angewidertem Gesichtsausdruck am Rand der Wiese stehen. Laut rufend und wild gestikulierend macht sie auf sich aufmerksam. Ich überlege kurz, ob ich inmitten der Duftoase warte bis ich abgeholt werde oder vorsorglich die Richtung ändere und mit eingeklemmter Rute sowie gesenktem Kopf zum Wegesrand trabe.
Ich entscheide mich vorsorglich für Letzteres, doch was jetzt kommt erschüttert mich zutiefst. Keine freundliche Begrüßung, kein "Na Alf, Leckerlie?". Stattdessen wird mir unsanft und mit spitzen Fingern die Leine angelegt – werde ich wie ein Strafgefangener abgeführt. Das ist absolut entwürdigend, doch ein Unglück kommt auch für Hunde selten allein: Gerade als wir Zuhause ankommen rollt Herrchens Auto auf den Hof. Sicherlich kannst Du Dir bereits denken, wie diese Geschichte weiter geht. Und für diejenigen unter Euch, die nicht soviel Fantasie haben, hat Frauchen dies abschreckende Foto gemacht. Na gut, Pfote aufs Herz, ein bisschen schäme ich mich für diese Aktion. Aber wenn mich Herrchen später, mit getrocknetem und für seine Sinne gut riechenden Fell knuddelt, dann ist die Hundewelt wieder in Ordnung! In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Wochenende und denkt bitte daran:
Hunde müssen manchmal Unsinn machen ;-)
Doppelwuff Euer Alf